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RAMALLAH / WESTJORDANLAND

Partnerkultur 2020  

Ob in Haifa, New York, Amman, London, Beirut oder Berlin - in all diesen Städten und deren Ländern leben heutzutage Palästinenser:innen. Aufgrund der historischen Entwicklungen und immer wieder aufkeimender Zerwürfnisse sind die Palästinenser:innen ein beinahe heimatloses und ein weit verstreutes Volk geworden. Die verbliebenen autonomen Gebiete sind reich an (trauriger) Geschichte und haben heute vor allem eines gemeinsam: Einen bedrückenden Alltag in einer von Krisen geschüttelten Situation. Es ist nicht mehr viel übrig von dem, was einst hätte Palästina werden sollen.

bridgeworks hat in den letzten zwei Jahren mehrere Recherche-Reisen in das Westjordanland unternommen und mit vielen Menschen und verschiedenen Kulturschaffenden gesprochen. Nach dem Gesehenen und Erlebten, nach vielen tollen Begegnungen und bewegenden Eindrücken haben wir uns entschieden, palästinensische Künstler:innen aus der Region als unsere Partner:innen für 2020 anzufragen.

Das Westjordanland ist so Vieles zugleich: Ursprung unterschiedlicher Religionen, Krisengebiet, Touristenziel, Spielball der Weltpolitik und vor allem Heimat von entmündigten, aber lebensfrohen Menschen. Geographisch zerteilt, aber in ihrer Identität vereint, zeigt sich das vielschichtige Gesicht einer stolzen und reichen Kultur. Hier prallen jüngste wie älteste Geschichte so offensichtlich und radikal auf die Gegenwart, dass sich eine ganz besondere Energie entwickelt. Dieser Kulturraum bietet Stoff für Erzählungen jeglicher Art. Die Entschlossenheit der Kulturschaffenden, mit ihrem Wirken ein Unterschied zu machen, Missstände zu benennen und ihre Geschichten zu erzählen, hat uns schlussendlich bewogen, mit Palästinenser:innen zu kooperieren. Es gibt eine Vielzahl von Künstlern:innen, für die ihre Arbeit handfestes Werkzeug ist, um für sozialen Wandel und eine bessere Zukunft einzustehen.

Mit Palästinenser:innen aus dem Westjordanland zu kooperieren heißt mit einer Konfliktregion kooperieren. Zwei große Erzählungen und eine Geschichte der Auseinandersetzungen stehen sich hier gegenüber, getrennt durch eine Mauer, Stacheldraht und Soldaten. Die israelischen und die palästinensischen Narrative scheinen kontrovers und unvereinbar.

Es gibt viele Gründe, gerade als deutsche Organisation, nicht mit einer so heiklen, politisch und historisch aufgeladen Region zu kooperieren. bridgeworks ist sich der besonderen Rolle, die uns aufgrund der deutschen Geschichte zuteil ist, durchaus bewusst und sieht in dieser Rolle sowohl eine Verpflichtung als auch eine Chance. Wir lehnen jegliche Form von Rassismus, Sexismus und Diskriminierung entschieden ab. Als Künstler:innen stehen wir aber für die Freiheit, in Dialog zu treten, Fragen zu stellen und Kritik zu üben. Wir bauen Kulturbrücken zwischen Menschen und nicht zwischen Ideologien oder Nationen, denn Kultur stoppt nicht an Ländergrenzen oder hört nicht an Mauern auf, zu existieren.

Mit großem Respekt in Anbetracht der jeweiligen Geschichte und Situation freut sich bridgeworks auf ein ganzes Jahr voller Begegnungen und Projekte, Diskussionen über Kontroversen und Gemeinsamkeiten und natürlich spannende künstlerische Auseinandersetzungen in Theater, Tanz und Musik.
 

Kulturbrücke Deutschland — Palästina ... under construction.